(Daheim war für mich der schlimmste Ort.)
Ich schreibe absichtlich daheim und nicht zuhause, weil wir im Dialekt immer von daheim gesprochen haben und das Gefühl für mich für auf „zuhause“, das ich jetzt immer benutze, nicht zutrifft. Zuhause ist schön und gut und wohlig und hygge, da wo ich jetzt lebe und da wo es sicher ist.
Daheim war das nicht.
Daheim war die Angst, die jeden Raum erfüllt hat, wenn auch in jedem ein wenig anders. In manchen war es mehr die Kälte, in anderen Übelkeit.
Da war das Schlafzimmer meiner Eltern, in meiner Erinnung immer kühl, fast kalt, groß und dunkel, obwohl das auf den westseitigen Raum sicherlich nicht zutraf. Ein Raum, in dem ich in meiner Erinnerung ein Gefühl von Verlorenheit spüre. Der Raum, der irgendwie verboten war, obwohl er es eigentlich nicht war, in der Mitte das Bett, links von der Tür aus gesehen der breite Kasten und davor der verwaiste Schaukelstuhl, der nie benutzt wurde, rechts der Ausgang zum kleinen Balkon. Das Zimmer, in dem ich oft neben meiner Mutter schlief, wenn mein Vater auf Geschäftsreise war und in dem ich mich immer fremd fühlte, in dem ich immer auf Zehenspitzen ging um weder Geräusch noch Spuren zu hinterlassen und in dem ich, wenn ich denn dort nächtigte, in ein anderes Leben träumte.

2 Antworten zu “Daheim war kein warmes Wort”
Hallo. Ich muss noch einen Kommentar da lassen.
Ich kann das so sehr nachvollziehen wie du dich gefühlt hast. Zuhause und daheim sind für mich auch 2 verschiedene Dinge. Zuhause ist da wo ich mich wohl fühle. Daheim ist da wo ich her komme.
Ebenso die Thematik über das elterliche Schlafzimmer. Ich ging meine ganze Kindheit niemals in das Zimmer. Es war kein verbotener Ort aber es löste in mir Unbehagen und Angst aus.
Cheers
LikeLike
hallo aiconer, danke fürs lesen und für deine worte. es ist immer eine art validierung, wenn auch jemand anderes diese irgendwie seltsam anmutenden erinnerungen nachfühlen kann… es tut mir gleichzeitig leid, dass auch du etwas derartiges erleben musstest…
LikeLike