Atemberauschend (4): Alles neu macht der Mai?

Fast von mir unbemerkt ist es ganz plötzlich Frühling geworden. Irgendwie passiert das immer wieder. Jänner und Februar ziehen sich ellenslang wie eine ganze Packung weich gekauter Kaugummi, vor allem nach dem Temperatursturz der ersten warmen Tage, die Anfang des Jahres schon jegliches Aushalten des neuerlichen Frost fast unerträglich machen. Dann wird es März und es wird noch immer nicht wärmer und Ende April ist auf einmal die Blütezeit vorbei und das erste junge helle grün schon dem satten, saftigen Frühsommergrün gewichen.

Nach den ersten ach so leichtfüßigen Gefühlen Anfang des Jahres in Venedig sollte es heuer anders werden doch der Arbeitstrubel wollte es nicht so. Gefühlt kaum zweimal tief durchgeatmet und schon ist es wieder mitte 2023. An die in rosa Tupfen getauchte Stadt voller japanischer Kirschblüten erinnern nur noch kleine Häufchen am Straßenrand. Die erste Löwenzahnblüte ist vorbei und die puscheligen weißen abgeblühten Kugeln tauchen die Stadt in ein flauschiges Pollenmeer.

Die Wiener Stadtgärten geben sich in diesem Frühling besonders große Mühe in wunderschönen pastelligen Tulpentönen Bienen anzulocken und so vom nahenden Sommer zu singen.

Passend und fast ganz unironisch spielt mein Musikstreamingdienst auf einmal „Der Garten deiner Seele“.

Der Garten deiner Seele ist verwildert
Und überwuchert von Unkraut und Getier
Es wartet nur darauf mich zu zerfleischen
Wenn ich mich noch einmal darin verlier
In der Mitte dieses Gartens steht ein Baum
Mit Früchten daran gülden, voll und schön
Doch bittersüß und giftig ist ihr Saft
Wer wagt sie zu probieren und nicht mehr davon lässt
Der muss daran zugrunde gehen

Isolation Berlin

In den letzten Tagen hatte ich endlich wieder ein wenig Möglichkeit Abstand zu gewinnen und über so manche Dinge nachzudenken und hinzuspüren. Ich bin noch immer mitten drin, mein Leben in Ordnung zu bringen und nach meinem Ermessen zu gestalten, vielleicht (wahrscheinlich) werde ich niemals damit fertig sein, aber ich hoffe doch, bald zuminest wieder durch all das Dickicht und Gebüsch die Ahnung eines Wegs vor mir zu sehen.

Bis dahin lausche ich den fernen Geräuschen spielender Kinder, dem Summen der Bienen und dem aufgeregten Gezwitscher der Vögel und beneide sie um deren Sicherheit, mit der sie um ihren Platz in dieser Welt wissen.

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