Das Gewicht der vier Buchstaben

Wenn die Seele 21 Gramm wiegt – wie viel wiegt dann eine PTBS?

Blöde Frage, natürlich wiegt sie nichts. Zumindest nichts, das man in einer Zahl an der Waage bemessen könnte. Und doch wiegt sie für diejenigen, die sie mit sich herumtragen, so schwer.

Über eine zufällige Midjourney Kreation bin ich auf eine Metapher gekommen, die die PTBS für mich gut beschreibt: Ein Astronauten- oder alter Taucheranzug. Genau so fühlt es sich an. So fühlt sich das real messbare Gewicht an, das ich mit mir herumschleppe, weil Essen in belastenden Zeiten das einzige ist, das mein Nervensystem in Schach hält. So ohne Bodenhaftung fühlt sich die Distanz an in Gruppen mit Menschen, die nicht traumatisiert sind oder mit Ängsten und Depressionen zu kämpfen haben. So fühlt sich mein Leben im Arbeitsalltag an.

Immer ein bisschen dumpf, ein bisschen schwerfällig, mit viel Bewegungswiderstand, mit eingeschränktem Sichtfeld, in einer Atmosphäre, die nicht zum Atmen für meine Lungen gedacht ist.

So gerne möchte ich den Anzug abstreifen, ausziehen, ihn mir vom Leib reißen, doch das geht nicht, denn es ist kein Anzug, es ist meine zweite Haut, mein dickes Fell, mein Panzer. Ohne ihn bin ich nackt, blutend, verletzbar, in Lebensgefahr. Also trage ich ihn weiter, bis die Haut unter der Traumaschutzschicht ein wenig mehr verheilt und ich vielleicht eines Tages aus ihm heraussteigen kann wie aus einer Rüstung, die ich für Notfälle und schlechte Zeiten in eine staubige Ecke meines emotionalen Kellers verstaue.

Einstweilen tanze ich träge so gut es geht und gehe meine eigene Yellow Brick Road bis nach Kansas, bis nachhause.

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