Trauma talking (2): Flashbacks als Heilungsindikatoren

Der Titel ist ein wenig krumm geworden, aber ich wusste es nicht besser in kurze Worte zu packen.

Unlängst habe ich zwei mal innerhalb weniger Tage erlebt, dass Flashbacks in all ihrer Hässlichkeit am Ende ein Gefühl zurücklassen können, das mit Neonstift markert, wie weit weg ich mich mittlerweile vom Leben im narzisstischen Missbrauchswahnsinn entfernen konnte. Aus einem intensiven Gespräch heraus wurde ich völlig unerwartet in eine der schlimmsten Situationen zurück katapultiert, die ich im Täter-Trennungsprozess erleben musste. Und auf einmal fühlte ich die damals allgegenwärtige Angst so nah, so real, so intensiv, in meinem ganzen Körper. Diese grausame, allumfassende, lähmende Angst, die die ersten 35 Jahre meines Lebens mal vordergründiger, mal verborgener meine tägliche Lebensrealität war. Ich spürte sie isoliert und nackt und kalt und klar und sie war so vertraut und mittlerweile doch so fremd durch das paradoxe Erleben im Flashback. Ich spürte sie im Auto, als mich das Navi beim Umfahren des Staus an die Strecke zum alten Arbeitsplatz geführt hat. Wie sie mir jeden Tag im Nacken saß, auf meiner Schulter oder in meiner Westentasche, immer bereit mich voll und ganz zu paralysieren, immer kurz vor dem letzten Sprung, mich und mein Leben auf- und abzugeben, nur um ein für allemal in der ewigen Betäubung der Resignation leben zu können.

Ich spürte sie so tief und fest und ich spürte sie wieder entschwinden als die Erinnerung nachließ und ich weinte wie ich selten geweint habe, um diese 35 Jahre, die ich so wenig ich sein konnte und die mir immer fehlen werden in meiner Ich-Werdung. Aber ich weinte auch vor Erleichterung, dass ich das nicht mehr fühlen muss und all die Angst, die jetzt Teil meines Lebens ist, Angst ist, die ich ertragen kann.

7 Antworten zu “Trauma talking (2): Flashbacks als Heilungsindikatoren”

  1. Solche Situationen wirklich verstehen und nachempfinden kann man wahrscheinlich nur, wenn man Flashbacks und Trauma selbst erlebt hat. Dennoch beschreibst du es dicht und gut, dass ich glaube ein klein wenig zu verstehen. Deshalb freue ich mich, den letzten Satz zu lesen und freue mich mit dir über das Begreifen und die Erleichterung.

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  2. Ach, liebe Sophie – ich lasse dir zwei Herzen da: eins für den Schmerz, den du durchleiden musst(est) und eins für die Heilung, die hoffentlich immer weiter und besser voranschreitet.

    Alles Gute!

    🖤💚

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